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Once Upon A Time…

Für die meisten DJs bedeuten ihre Platten die Welt. Doch wer nie über den Tellerrand schaut, hält die Erde in der Konsequenz für eine Scheibe. Der gemeine zeitgenössische DJ klaut mit 16 eine Kraftwerk-Platte seines großen Bruders, meint damit den heiligen Gral gefunden zu haben, lässt die Welt in den Folgejahren auf Detroit, Chicago, New York und Berlin zusammen schrumpfen, rüstet sich nach und nach mit Equipment und Platten aus und blickt nie wieder über den Plattentellerrand hinaus. Dass das ein Fehler ist, liegt auf der Hand, denn dummerweise verpasst er so das Verständnis der Zusammenhänge und vor allem gewinnbringende Einflüsse – auf seine Skillz und seinen Horizont.

Steffen Baumanns Biografie liest sich anders: Seine erste Berührung mit elektronischer Musik war eine Kraftwerk-Platte, ok. Doch vor seiner kindlichen Begeisterung für das Album „Mensch Maschine“ Ende der 70er stand eine klassische musikalische Ausbildung, erst am Schlagzeug und dann an der Gitarre. Als er 10 Jahre später begann, selbst aufzulegen, war zunächst Hip-Hop sein bevorzugtes Genre, der dann, nahezu logisch und konsequent, zu den ersten House-Platten überleitete – eben weil er sie stark beeinflusste. Schließlich landete der Mannheimer bei rein elektronischer Musik, was bis heute anhält, ihn aber nicht davon abhielt, als Teenager jahrelang parallel in Hardrock- und Metalbands zu spielen. Musikalisch liegen Steffens Wurzeln also zwar im Detroit-Sound, doch gibt es bei ihm keinen Szene-diktierten Tunnelblick. Als strikter Feind der Kategorisierung spielt er meist, wonach ihm der Sinn steht, und seine einzigen Parameter sind sein eigener Geschmack und ein feiner Sinn für die Stimmung der Menschen im Club.

Mal kommt Steffen geradlinig im 4/4-Takt auf einen zu, versteckt plötzlich die Sublines, schleicht sich mit der Hook davon und kommt gechillt um die Ecke wieder zurück. Drückend, schiebend, pumpend oder relaxt und melodiös hat er den passenden Soundtrack und das richtige Händchen für jede Uhrzeit und Location. Dabei bewegt Steffen sich heute zweifelsfrei immer inmitten von House und Techno, doch seine ureigene Pointierung der unterschiedlichen Musikstile ist es, die am Ende raffiniert aus der Techhouse- und Minimal-Inflation herausssticht und den perfekten Groove ergibt. Dieses Musikgefühl ist es schließlich, das Steffen in den Herrscharen motivierter DJs das ermöglicht, was er hat: sämtliche Clubs der Region bespielt, sich auf Großveranstaltungen wie Time Warp und Nature One vor großem Publikum bewiesen, international von Spanien über Österreich und Rumänien bis hin nach Dubai unterwegs und mehrere eigene wöchentliche Radiosendungen. Unter anderem bei sunshine live und Ibiza Global Radio, zwei der weltweit relevantesten Sender für elektronische Musik, geht seine Sendung „Sixty Sessions“, ein Mix aus deepem House, Techhouse, Minimal und Techno jede Woche live über den Äther.

Die höchste Anerkennung, die in DJ-Kreisen einem Ritterschlag gleicht war sicherlich Steffens Residency im Space auf Ibiza, immer wieder zum besten Club der Welt gewählt, spielte er drei Sommer lang Woche für Woche auf der Partyinsel No 1. Im eigenen Tonstudio werkelt er gemeinsam mit seinem Partner Stefan Hollaender ständig an Produktionen und Remixen. Viele davon sind bereits auf namhaften Labels wie Natural Rhythm, Ride Music, Session Deluxe, Amused, result oder Insert Coin erschienen und/oder fanden ihr Plätzchen auf populären Compilations wie der sunshine live-Volume, der BigCityBeats-Volume oder der Kazan:tip-Reihe. Und während die internationale Aufmerksamkeit und die Flugmeilen ständig zunehmen, besinnt Steffen sich mit seiner jüngsten Veröffentlichung auf seine Homebase zurück: Die „Mannheim EP“ befindet sich bereits in den Playlists namhafter DJ-Kollegen.
Wann ein Track gut genug und fertig ist, erkennt der gelernte Schlagzeuger übrigens nach wie vor daran, dass er irgendwann auf dem Tisch mittrommelt…